Der Wormser Dom St. Peter
Mainz, Speyer und Worms
Der Wormser Dom St. Peter ist der kleinste und schlankste der drei rheinischen Kaiserdome. Der Bau erstreckte sich von 1130 bis 1181, nach dem Dom zu Speyer (1025–1106) und vor dem Mainzer Dom (begonnen 1081, fertiggestellt 1239). Das Bistum Worms wurde von 1801 bis 1827 aufgelöst, wodurch der Dom nicht mehr als Bischofskirche fungierte. 1862 erhielt er den Rang einer Propsteikirche und 1925 den Titel einer Basilika minor durch päpstliche Erhebung (durch Papst Pius XI).
Papst Pius XI
Der Dom ist das bedeutendste romanische Bauwerk in Worms und eng mit Bischof Burchard II. sowie der Blütezeit der Stadtgeschichte im 12. und 13. Jahrhundert verbunden. Bedeutende Ereignisse, die mit dem Dom in Verbindung stehen, sind die Papstnominierung Leos IX. im Jahr 1048, das Wormser Konkordat im Jahr 1122, welches den Investiturstreit beendete, sowie die HochzeitKaiser Friedrichs II. mit Isabella von England im Jahr 1235.
Der Bau des Wormser Doms dauerte von 1130 bis 1181, während gleichzeitig eine frühromanische Basilika aus dem 11. Jahrhundert abgerissen wurde. Während der Gotik in Frankreich wurden spitzbogige Rippengewölbe verwendet, die auch im Querhaus und Mittelschiff des Wormser Doms eingesetzt wurden. Jedoch blieb man bei Arkaden, Seitenschiffsgewölben, Portalen und Fenstern strikt bei romanischen Rundbögen und Kreuzgratgewölben. Der polygonale Grundriss des Westchors diente als Vorbild für die Gotik.
Die Hauptsynagoge in Straßburgwurde nach dem Vorbild des Wormser Doms entworfen, aber sie wurde während des Zweiten Weltkriegs zerstört.
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Die Vorgeschichte des Wormser Doms reicht weit zurück. Der Dom steht auf dem höchsten Hügel der Stadt, der aufgrund seiner erhöhten Lage vor Hochwassern sicher war. Bereits im dritten vorchristlichen Jahrtausend ließen sich Menschen dort nieder. In augusteischer Zeit siedelten die Römer den Stamm der Vangionen an, deren genaue Zugehörigkeit zu den Germanen oder Kelten jedoch ungeklärt ist. Der Name "Wonnegau" für den Wormser Raum erinnert noch an diese Vangionen. In Borbetomagus, dem Hauptort der Civitas Vangionum, wurden auf dem Hügel ein Verwaltungszentrum und ein Tempelbezirk von den Römern errichtet. Der Niedergang des Römischen Reiches erreichte Worms im Jahr 401, als die römischen Garnisonstruppen die Stadt verließen. Zwölf Jahre später siedelten sich die Burgunden in Worms an und sollten die Grenzen des Reiches sichern. Als sie jedoch versuchten, sich von der römischen Oberherrschaft zu lösen, wurden sie 435 von den Römern in einer Schlacht geschlagen. Ein Jahr später brachen die Hunnen in die Rheinebene ein und vernichteten den Großteil des burgundischen Volkes.
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Nach der Schlacht auf den Katalaunischen Feldern drangen die Franken in die Rheinebene ein und übernahmen die Macht im Wormser Raum. Gleichzeitig breitete sich das Christentum aus. Worms gehörte zu Austrasien, nachdem das Frankenreich der Merowinger in drei Teile zerfiel. Etwa um 600 residierte die austrasische Königswitwe Brunhild in Worms. Ihr und ihrem Nachfolger Dagobert I. wird zugeschrieben, dass sie eine Kirche auf den Grundmauern des römischen Forums errichteten, die als Vorläufer des heutigen Doms gilt. Archäologische Belege für diese Überlieferung fehlen jedoch, und die Grabungen unter dem Dom in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts deuten eher auf einen größeren karolingischen Vorgängerbau hin. Die genaue Verbindung zwischen diesem Vorgängerbau und einer möglichen merowingischen Anlage ist aufgrund der begrenzten Befundlage jedoch nicht mehr eindeutig nachweisbar.
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Erstagsstempel "1000 Jahre Weihe Dom zu Worms" (Berlin, Bonn und Worms)
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Bischof Burchard von Worms (* um 965; † 20. August 1025) spielte eine entscheidende Rolle in der Baugeschichte des Wormser Doms. Er wurde im Jahr 1000 zum Bischof von Worms ernannt und begann sofort mit der kirchlichen Neuordnung der Stadt. Unter seiner Führung wurde die alte Hauptkirche abgerissen und der Bau des heutigen Doms begonnen. Die Planung des Doms orientierte sich an einer kreuzförmigen Basilika mit zwei halbrunden Chören, die in Südost-Nordwest-Richtung errichtet wurde.
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Im Jahr 1018 konnte der Dom in Anwesenheit des Kaisers Heinrich II (= Heinrich IV.) geweiht werden, aber der westliche Teil des Bauwerks stürzte bereits zwei Jahre später ein und musste erneuert werden. Der Kirchenraum war damals mit einer flachen Holzdecke ausgestattet. Laut Burchards Lebensbeschreibung aus der Zeit um 1030/1040 war der Wormser Dom prunkvoll gestaltet und möglicherweise als Pfeilerbasilika ausgeführt, da keine Reste von Säulen gefunden wurden. Im Jahr 1110 wurde der Dom zum zweiten Mal geweiht, vermutlich aufgrund größerer Schäden. Die Instandsetzungsarbeiten wurden mit dieser erneuten Weihe abgeschlossen.
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Der eigentliche Neubau des Doms im 12. Jahrhundert erfolgte unter Bischof Burchard II., vermutlich aufgrund schwerer Bauschäden am zuvor erbauten Dom unter Bischof Burchard I. Unter Burchard II. wurde zwischen ca. 1130 und 1144 der gesamte Ostbau mit Flankentürmen und achteckigem Vierungsturm errichtet, was dem heutigen Aussehen des Doms entspricht. Das Langhaus und der Westbau wurden dann zwischen 1160 und 1181 unter seinen Nachfolgern Konrad I. und Konrad II. fertiggestellt, und letzterer weihte den Dom am 2. Mai 1181 ein. Somit wurde der Wormser Dom unter den Burchard-Bischöfen zu einem bedeutenden romanischen Bauwerk und ist heute ein herausragendes Beispiel dieser architektonischen Epoche in der Region.
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Der Wormser Dom zeigt hauptsächlich spätromanischen Baustil und ist vollständig gewölbt. Besonders die Chorpartien, das Querhaus und die Türme sind reich verziert, während die Seiten des Langhauses auffällig schmucklos sind. Die spätromanischen Zierformen des Doms dienten als Vorbild für viele Sakralbauten in der Umgebung, was zu einer Wormser Bauschule führte. Der Aufbau des Langhauses, jochweise leicht variiert, wurde von den Kaiserdomen in Speyer und Mainz abgeleitet. Der Neubau des Doms erfolgte schrittweise, und der Fortschritt ist durch dendrochronologische Untersuchungen im Mauerwerk verbliebener Gerüsthölzer nachvollziehbar. Im Jahr 1172 wurden Lampen für den Westchor gestiftet, und 1192 wurde Bischof Konrad II. dort bestattet. Besonders bemerkenswert ist das Ostwerk des Wormser Doms, an dem die Steinmetzen durchgängig Steinmetzzeichen verwendeten. Insgesamt sind am gesamten Gebäude 234 unterschiedliche Steinmetzzeichen dokumentiert, jedoch können einige davon ähnlich sein, möglicherweise als Varianten desselben Zeichens. Zeitgleich mit der Weihe des Westchors wurde auf der Südseite des Doms auch die Johanneskirche errichtet, die allerdings um 1812 abgerissen wurde. Sie diente als städtische Pfarrkirche. Erst nach der Weihe des Westchors wurden den vier Türmen, die hauptsächlich als Treppentürme dienten, Freigeschosse aufgesetzt. Nur der südwestliche Turm wurde in ganzer Höhe im romanischen Stil fertiggestellt. Die Außenhaut dieses Turms besteht im Gegensatz zum Rest des Doms, abgesehen von den Lisenen, nicht aus Sandstein, sondern aus Tuffstein, der mit einem rötlichen Anstrich geschlämmt ist. Am Nordostturm gehen das oberste Vollgeschoss und die Lukarnen des Kegeldachs mit ihren Spitzbögen in die Gotik über, während am Südwestturm beide Freigeschosse und die Lukarnen gotische Elemente aufweisen.
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Unter Bischof Johannes von Dalberg wurden weitere Erweiterungsbauten am Wormser Dom vorgenommen. Etwa hundert Jahre nach der dritten Weihe wurde mit dem Bau der Nikolauskapelle begonnen. Zudem wurde ein neues Südportal eingebaut, und im ersten Viertel des 14. Jahrhunderts wurden zwei weitere Kapellen, die St.-Annen- und die St.-Georgs-Kapelle, errichtet. Allerdings ereignete sich 1429 ein Erdbeben, das den Nordwestturm des Doms zum Einsturz brachte. Der Turm wurde streng rekonstruiert und bis 1472 mit drei Backsteingeschossen wiederaufgebaut. Im weiteren Verlauf des Jahrhunderts unter Bischof Johannes von Dalberg wurde der romanische Kreuzgang westlich der Nikolauskapelle erneuert. Aus diesem Kreuzgang stammen fünf monumentale spätgotische Reliefs zum Leben Jesu, darunter die Szenen der Wurzel Jesse, der Verkündigung, der Geburt Christi, der Grablegung und der Auferstehung. In den nachfolgenden Jahrhunderten erlebte der Dom eine wechselvolle Geschichte. Während der Reformation traten einige Wormser Kirchengemeinden zur Lehre Martin Luthers über, und im Dreißigjährigen Krieg wurde der Dom zeitweise von schwedischen Truppen besetzt. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde der Dom stark beschädigt und später wiederhergestellt. Die französische Revolution brachte erneut Zerstörung und Plünderungen für den Dom mit sich. Im 19. Jahrhundert wurden Renovierungsarbeiten durchgeführt, um Schäden zu beheben. Die Renovierung unter Karl Hofmann führte zu umfangreichen Arbeiten, bei denen der Westchor und das westliche Langhausjoch abgetragen und neu aufgebaut wurden. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Dom erneut schwer beschädigt, aber die Ausstattung blieb größtenteils intakt. Der Dachstuhl wurde beim Wiederaufbau unter anderem mit Stahlmaterial der gesprengten Rheinbrücke Gernsheim wiederverwendet.
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Der Innenraum des Wormser Doms zeigt eine Mischung aus romanischen und gotischen Elementen. Die Westapsis ist mit einer leicht gespitzten Halbkuppel gedeckt, während das Chorquadrum ein Kreuzrippengewölbe mit Bandrippen aus grobem rechteckigem Querschnitt besitzt. Die Seitenschiffe haben rundbogige Kreuzgratgewölbe, während das Mittelschiff spitzbogige Kreuzrippengewölbe mit Bandrippen in Rundformen hat. Das Polygon des Westchors verfügt über Rippen mit einem Querschnitt aus mehreren Rundungen, jedoch ist sein Höhenrelief eine gebrochene Halbkuppel an den Ecken des Polygons. Die Arkaden zwischen dem Mittelschiff und den Seitenschiffen, ebenso wie die Fenster und das Blendtriforium, sind konsequent rundbogig gestaltet. Das Blendtriforium ist hier im Gegensatz zum Mainzer Dom vollständig als Wandrelief gestaltet. Die Westapsis ist mit einer ungegliederten, leicht gespitzten Halbkuppel gedeckt, die dem Raum eine imposante Höhe verleiht. Die Rosettenfenster im Westchor lassen Licht in den Raum einströmen und sind in einer romanischen Stilart gegliedert, die in anderen Bauwerken dieser Zeit zu finden ist. Im gesamten Innenraum sind romanische und gotische Elemente harmonisch miteinander vereint, was dem Dom eine besondere architektonische Bedeutung verleiht. Die Kombination von polygonalen Abschlüssen und spitzbogigen Gewölben zeigt die Weiterentwicklung der Architektur von der Romanik zur Gotik, wobei der Wormser Dom mit seinem polygonalen Westchor einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Gotik leistete.
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